selbstwahrnehmung und embodiment in der körperpsychotherapie.
vom körpergefühl zur kognition. alan fogel
dieses buch dokumentiert die bedeutung der verkörperten selbstwahrnehmung für gesundheit und wohlbefinden.
es beschreibt alltägliche und pädagogische methoden sowie therapien, die die verkörperte selbstwahrnehmung fördern. die absicht dieser methoden ist es,
freien zugang zum zustand erholsamer selbswahrnehmung zu ermöglichen. dieser zustand eröffnet selbstregulierte persönliche alternativen, hin zum erleben eigener
innerer empfindungen, emotionen, bewegungen, verbindungen und grenzen.
aus dem inhalt:
eine verlorene kunst: die wiederentdeckung des körpergefühls
"nur die menschen sind an dem punkt angekommen, wo sie nicht mehr wissen, warum sie existieren. sie haben das verborgene wissen ihrer körper,
ihrer sinne, ihrer träume vergessen." (lame deer u. erdoes 1972 seite 157)
gefühle aus dem inneren: die entstehung verkörperter selbstwahrnehmung
doug war ein erfolgreicher geschäftsmann, der wegen schmerzen in seinen schultern und seinem nacken zu mir kam.
aus dem empfundenem bedürfnis, verantwortung zu "schultern", tragen menschen häufig im schulter- und nackenbereich miskelanspannung mit sich,
was dort zu schmerzen führen kann. seit seiner kindheit erwartete sein vater folgsamkeit und eigenständigkeit von ihm, ohne dougs
leistungen anzuerkennen und emotional zu unterstützen. mithilfe der rosen-methode gelang es doug, seinem schulterschmerz aus seiner
verkörperten selbstwahrnehmung das gefühl zuzuordnen, dass er niemals gut genug sein könnte. er fühlte, das er sich stets beweisen müsste.
dieses äusserte sich in anspannungen in seinem nacken- und schulterbereich, mit denen er seiner arbeit nachging und die pflichten gegenüber der familie erfüllte.
verbindungen und grenzen in uns selbst erkunden
"bewegen sie nun ihr rechtes bein vorwärts. ich versuche es aber nichts passiert. ich schaue hinunter auf meinen fuss. bitte, bewege dich. nichts passiert.
komm schon bewege dich. bewege dich, verdammt! schweiss tropft auf meinen fuss. das muss ein schrecklicher neurologischer schaden sein. nancy beugt sich herunter und bewegt meinen rechten
fuss einige zoll vorwärts. "verlagern sie nun ihr gewicht auf den fuss", sagte sie, meinen ellbogen umfassend. herauszufinden, wie ich das machen soll, ist die härteste mentale aufgabe,
die ich jemals zu erfüllen hatte." (weimar 1994, s.52)
dieses zitat ist eine beschreibung der ersten sitzung der autorin joan weimar nach einer wirbeloperation ihres unteren rückens. nach monaten intensiver und körperlich anstrengenden
arbeit war es ihr gelungen,
ihre fähigkeit zu stehen zurückzugewinnen, und mit hilfestellung einige schritte zu gehen.
von uns selbst entfremdet: verdrängung und absorption
"gutes weinen ist stärkend, kreativ und reinigend. es kann uns helfen, zu heilen und einen sinn von hoffnung wiederzuerlangen.
gutes weinen ist dennoch paradox: es geht um schmerz und erleichterung, verzweiflung und hoffnung, verlust und gewinn." (nelson 2005, s.104)
"(wenn) deine traurige emotion dein feind ist (...) reagierst du damit mit distanz, und dir geht es wie: "ich will nicht weinen, ... "ich will davon weg" (...) (jedoch wenn)
du dich mit deinen emotionen anfreundest, dann ist es wie "weinen ist ok. (...) es hat einfach diese wirklich erstaunliche wirkung, wie nicht davonrennen zu wollen.
du bist nicht auf dich wütend, wenn du es tust. du versuchst nicht, dich selbst zu stoppen, und versuchst nicht, dich zurückzuhalten. es ist eifach, wer du in diesem augenblick bist.
(...) ich bin glücklich, mit dem weinen zu sein. (levitt et al. 2006, s. 321)
zuflucht vor dem sturm: auswirkungen von sicherheit und bedrohung auf die verkörperte selbstwahrnehmung
stress bedrohungs kreislauf. der kreislauf beginnt mit einer äusseren gefahr. daraus folgt die aktivierung von ergozeptoren,
propriozeptoren und eventuell von nozizeptoren für schmerz. diese information wird zum gehirn gesendet, wo sie als die verkörperte selbstwahrnehmung von schmerz wieder
dargestellt wird. eine zweite bedrohung kommt ausgelöst vom schmerz selbst in form der angst, einer angst davor, was mit dem körper falsch sein könnte. dieser kreisleuf kann sogar fortbestehen,
nach dem die öussere bedrohung verschwunden ist. wird der schmerz weiterhin unterdrückt, kann das zu einem traumatischen krankheitszustand führen. wird dem schmerz erlaubt,
gefühlt zu werden, kann er also direkt erfahren werden, so kann dieses vorgehen den körper zur homöostase zurückbringen und den schmerz reduzieren.
wie im wirklichen leben: bewegen und berühren
lust ist bewegung, es ist der körper in bewegung. wie kann es bewegung ohne lust geben, wenn jede lust ein bewegen auf etwas oder jemanden zu bedeutet und jede bewegung lust einschliesst?
(manning 2007, s.36)
atem holen, unsere stimme finden
einfache atemmeditation:
+ sitze in einer bequemen stellung entweder auf einem Kissen auf dem boden oder auf einem stuhl. sorge dafür dass dein rücken relativ aufrecht und der raum frei von ablenkung ist.
nehme wahr, wie sich dein atem über die haut unterhalb der nasenlöcher und oberhalb der lippen bewegt. verändere nicht die art, wie du atmest.
beobachte einfach deinen natürlichen atem: wann fliesst er frei und entspannt und wann fühlt er sich angestrengt und gehalten an?
wenn deine aufmerksamkeit abschweift, bedanke dich bei dir dafür, das du es bemerkst, und bringe dich wieder zurück zum atem. wie fühlt er sich auf deiner haut an?
achte dadrauf welche körperteile sich beim atmen bewegen. kannst du spüren wie der atem deinen bauch bewegt? deine brust? deine schultern?
du kannst dir auch vorstellen und es fühlen, wie die luft aus deinem körper hinaus- und in ihn hineinströmt, und dadrauf achten, wie dich das mit anderen atmenden lebewesen verbindet.
zurück zu uns selbst: zur erholsamen verkörperten selbstwahrnehmung
wenn ich mich selbst akzeptiere, wird liebe geboren. wenn mich nichts dazu bringt, mich von mir selbst abzuwenden oder mich zu verletzen, ist liebe anwesend.
ich liebe mich selbst auf die gleiche bedienungslose art wie eltern ihr kind lieben können. wenn ich diese bedienungslose liebe nicht gleich zu anfang bekam,
kann ich sie in mir selbst entdecken und neu erschaffen. ( caldwell 1996, s. 139)
verkörperte selbstwahrnehmung ist die fähigkeit, uns selbst aufmerksamkeit zu schenken, unsere empfindungen, emotionen und bewegungen im gegenwärtigen augenblick
ohne den vermittelnden einfluss von beurteilungen zu fühlen. sie setzt sich zusammen aus empfindungen ( wie warm, kribblig, weich, schwindlig), emotionen (wie glücklich, traurig, bedroht) und
körperempfindungen (wie dem fühlen von koordination oder dem fehlen
von koordination zwischen den armen und beinen beim schwimmen oder dem spüren unserer form und grösse (dick oder dünn) und dem spüren unser position in bezug zu objekten oder anderen menschen).